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Neugestaltung Döppersberg

Teilrekonstruktion des 1848 errichteten Empfangsgebäudes des Wuppertaler Hauptbahnhofs


2011 wurde mit dem sichtbaren Teil der Neugestaltung des Döppersbergs begonnen. Die Stadt hat dazu eine Broschüre herausgegeben. Diese ist u. a. im gelben Informations-Pavillon am Busbahnhof Brausenwerth erhältlich.

Beim Lesen der Broschüre ist mir aufgefallen, dass — abweichend von bisherigen Veröffentlichungen und Planungen — die Rekonstruktion der ursprünglichen Gestaltung des Empfangsgebäudes von 1848 nicht mehr vorgesehen ist.

Dazu habe ich die zuständigen Mitarbeiter im Ressort Stadtentwicklung und Städtebau und der Unteren Denkmalbehörde befragt. Diese bestätigten, dass die geänderte Planung einvernehmlich beschlossen wurde. Als Begründung wurde angegeben, dass man keine Kopie haben wolle, sondern eine „zeitgemäße” Gestaltung.

Konstruktion des historischen Hauptbahnhofes
Aufriß der ursprünglichen Gestaltung des 1848 fertiggestellten Empfangsgeäudes.
Quelle: Ernst Zinn. Die Baukunst in Elberfeld während der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
.


Entwurf mit Rundbögen
Die vom Ressort Stadtentwicklung und Städtebau und der Unteren Denkmalbehörde verabschiedete Rekonstruktion (Erdgeschoss kopiert aus der Broschüre der Stadt Wuppertal).

Der Wuppertaler Hauptbahnhof ist ein Zeugnis der frühen Eisenbahngeschichte. Er ist in Deutschland der einzige aus dieser Zeit weitgehend erhaltene Großstadtbahnhof und somit von nationaler Bedeutung. Seine aufwändige klassizistische Architektur ist von herausragender Qualität. Lediglich das Erdgeschoss muss rekonstruiert werden, weil der derzeitige Bahnhofsvorbau im Rahmen der Neugestaltung des Döppersberg abgerissen wird.

Mit diesem Bahnhof verfügt Wuppertal über ein in Deutschland einmaliges Baudenkmal, dessen Erhalt bzw. stilgerechte Rekonstruktion im besonderen Interesse der Stadt liegt.

Kuperstich Bahnhof von 1848
Ansicht des 1848 fertiggestellten Empfangsgebäudes in einer zeitgenössischen Lithographie von Riefstahl.

Die Aussage der Verwaltung, man wolIe eine „zeitgemäße” Gestaltung im Erdgeschoss, ist nicht nachvollziehbar. Hier wird nicht „zeitgemäß” gebaut, sondern eine vereinfachte Variante der ursprünglichen Gestaltung.

Die beschlossene Neugestaltung sieht vor, dass der eingeschossige Vorbau, der die korinthische Giebelfront aufnimmt, von ursprünglich fünf Achsen auf drei Achsen verkürzt wird. Auf den nicht mehr vorgesehenen einachsigen östlichen und westlichen Vorbauten standen ursprünglich Vasen. Ebenso soll das Gesimsband, das das Erdgeschoss von den darüber liegenden Geschossen trennt, nicht wieder hergestellt werden. Dadurch verliert das Erdgeschoss seine Sockelwirkung. Anstelle der Rundbogenfenster soll die Fassade durchgängig durch bis zum Boden reichende hochrechteckige Fenster mit vereinfachten Gewänden gestaltet werden. Auch die waagerechten Profile auf den Wandflächen zwischen den Fenstern und die dem Vorbau vorgelagerte Eingangstreppe, die wesentlich für das Erscheinungsbild des Bahnhofs ist, sollen nicht wieder hergestellt werden.

Die „zeitgemäße” Rekonstruktion verzichtet auf für die Fassade wichtige Gliederungen. Dadurch wird der Bahnhof auf ein architektonisch anspruchsIoses Niveau gebracht und Wuppertal die Chance genommen, ein hochwertiges Baudenkmal zu gewinnen bzw. zu erhalten.

Unmittelbar neben dem Bahnhof steht das ehemalige Direktionsgebäude. Dieses in der Gründerzeit erbaute Gebäude bezieht sich in seiner Gestaltung auf den 1848 fertiggestellten Bahnhof und bildet mit ihm zusammen ein hochwertiges Ensemble. Demnächst entsteht vor den Gebäuden ein Stadtplatz, der nur Fußgängern vorbehalten ist. Mit seiner hochwertigen Architekturfassung und den ausgezeichneten Fernblicken auf Elberfeld dürfte dieser von Bürgern und Touristen gern besucht werden.

Wuppertal gehört zu den Städten mit einem umfangreichen Bestand an Baudenkmälern.

Die Innenstadt ist allerdings aufgrund von Kriegszerstörungen und Nachkriegsbauten arm an guter Architektur. Auch aus diesem Grund ist die Rekonstruktion des Bahnhofs auf die ursprüngliche hochwertige Gestaltung wichtig. Aber auch, weil beide Gebäude außerordentlich stadtbildwirksam auf einer Anhöhe über der Stadt liegen. Die Attraktivität der Stadt würde durch eine sachgemäße Rekonstruktion erheblich gesteigert. Ein gutes Stadtbild ist entscheidend für die Außenwahrnehmung Wuppertals und für das Wohlbefinden seiner Einwohner von nicht zu unterschätzender Bedeutung!

In diesem Zusammenhang möchte ich auf die anstehenden völligen Rekonstruktionen u. a. der Schlösser in Berlin, Potsdam, Hannover und die Teilrekonstruktion der Flora in Köln hinweisen.

Aus den obengenannten Gründen, wende ich mich an die Entscheidungsträger der Stadt mit der Bitte, sich dafür einzusetzen, dass der Bahnhof in der ursprünglichen Form von 1848 rekonstruiert wird. Noch ist es nicht zu spät.

Dirk Fischer
Mehr Informationen:

Der Verfasser dieses Textes hat in der Vereinszeitschrift 1/2016 nochmal über das das Thema geschrieben:

Überlegungen zur historischen Rekonstruktion des Hauptbahnhofes

Bericht über den Verbleib der historischen Rundbögen des Hauptbahnhofes in der Vereinszeitschrift 2/2013
Zeitschrift 2-2013 / rundboegen.html

Bericht über die "Initiative Baudenkmal Döppersberg" in der Stadtzeitung
Initiative-kaempft-zug-um-zug-fuer-die-urspruengliche-bahnhofs-fassade

150 Jahre Hauptbahnhof Wuppertal-Elberfeld
http://home.wtal.de/bi/hbf.htm