Besichtigung
des Bandwirkermuseums
in
Wuppertal-Ronsdorf
am
Dienstag, 25. April 2017
Mit Unterstützung des Ronsdorfer
Heimat- und Bürgervereins e.V. (HuB) hatten wir die
Möglichkeit den in Ronsdorf bedeutenden Erwerbszweig des
Bandwirkens kennenzulernen. Die Besichtigung, die mit einer
kleinen Bergischen
Kaffeetafel verbunden war, fand bei den
Teilnehmer(inne)n viel Anklang. Die Ausstellungsstücke haben
teilweise ein Alter von mehreren 100 Jahren, sind aber alle
noch funktionstüchtig. Wegen der Vielzahl von Fachbegriffen
aus dem Ronsdorfer Weberhandwerk waren die Erklärungen von Walter Abram , der das Museum in
technischer Hinsicht betreut, für
Laien nicht immer
leicht verständlich. Erst eine Prinzipskizze (siehe unten),
kann den Band-Webe-Vorgang verständlich machen.
Bei den historischen Band-Webemaschinen im Museum ist das obige
Grundprinzip in vielerlei Hinsicht variiert.
- Ab dem Jahr 1600 kamen automatisierte Bandwebstühle auf. Sie
wurden "Mühlstühle" genannt, weil die Arbeit des Webers von da
ab dem Drehen einer Mühle glich. Bei den Mühlstühlen
geschah das Heben und Senken der Schäfte und die Bewegung des
Schützen durch Getriebe aus Rädern, Treibriemen, Zahnrädern und
Hebeln. Der Weber musste den Webstuhl vor Arbeitsbeginn
zurichten (alle Fäden richtig einspannen) und danach an einem
hölzernen Baum nur noch kurbeln, um die Bänder zu (be)wirken.
- Ein Band ist nicht breiter als einige Zentimeter. Daher
passten viele nebeneinander auf denselben Webstuhl (Fachbegriff
mehrere Gänge). Der größte Mühlstuhl im Museum kann 20 Bänder
gleichzeitig weben.
- In Ronsdorf wurden meist Muster und Ornamente in die Bänder
gewebt. Dazu muss vor jedem Schuss des Schützen eine andere
Konfiguration von Kettfäden nach oben gezogen werden. In den
Ronsdorfer Webstühlen waren daher mehrere Schäfte vorhanden, die
von der Mechanik im Wechsel nach oben gezogen wurden. Bei den ab
1808 gebräuchlichen Jacquard-Stühlen
wurde zu jedem Schuss eine passende Lochkarte wirksam gemacht.
Die Mechanik wählte entsprechend den Löchern der aktuellen
Lochkarte aus, welche Kettfäden vor dem Schuss nach oben gezogen
wurden. Bei einem Muster konnten problemlos 1000 Lochkarten
(zusammengebunden zu einem "Kartenspiel") hintereinander
abgearbeitet werden.
- Um die Webgeschwindigkeit zu steigern, kamen ca. ab dem Jahr
1960 Nadel-Webstühle
auf. Der Schussfaden wurde die wenigen Zentimeter, die das Band
breit war, mit Hakennadeln herüber oder hinübergezogen. Das ging
viel schneller als die Bewegung von Schützen,
Priemen
oder Schetspulen
quer durch das Fach der Kettfäden.

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Funktionsmodell eines
Mühlstuhls. Die Kurbelmechanik ist gut sichtbar |
Nadelwebstuhl webt ein
gemustertes Band. Beim Betrieb werden abwechelnd mehr oder
weniger rote oder grüne Kettfäden nach oben gezogen. So
entsteht das Muster. Der Kettfaden liegt unauffällig im
Inneren des Gewebes. |
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In der oberen Hälfte des Bildes
ist ein funktionell wichtiger Teil einer Jacquard-Maschine
zu sehen. Die Haken (Fachausdruck Platinen) ragen über ein
Blech (Fachausdruck Messer). Hebt die Mechanik das Messer
hoch, werden die Platinen mitgezogen und ebenfalls die
durch die Platinen gleitenden Kettfäden. Für jeden
Kettfaden gibt es eine eigene Platine. Die nicht
durchbohrten Flächen auf der Lochkarte (nicht in diesem
Bildausschnitt) werden gegen Federstifte gedrückt
und mehr oder weniger viele Haken werden vom Messer
weggedrückt. So hebt das Messer für
den nächsten Schuss nur die für das Muster erforderlichen
Platinen und Kettfäden. |
Der Nachmittag klang aus mit einem Kaffetrinken im
(modernisierten) Stil einer bergischen Kaffetafel. Es gab keine
Dröppelminnas, dafür aber Waffeln mit Kirschen und Schlagsahne und
alternativ auch Schwarzbrot mit Schinken. Sehr lecker!
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