Die WZ hatte im Dezember 2019 in einem Artikel auf deren Seite 2 die
eher negative Meinung des früheren Präsidenten des deutschen
Industrie- und Handelskammertages Hans
Peter Stihl zum Thema Elektromobilität gebracht. Hierzu
schrieb der Unterzeichnete -ebenfalls in der WZ veröffentlicht -
folgenden Leserbrief:
Hans Peter Stihl ist
sicherlich ein ehrbarer älterer Herr, auf dessen Wort viele
Mitbürger hören. Schade, dass er der Elektromobilität
derzeit so wenig Sinn einräumt, weil die Angaben der
Hersteller zur Reichweite übertrieben seien und man mit
einer Batteriefüllung statt 400 Kilometer bei widrigen
Bedingungen allenfalls 250 Kilometer fahren könne. Wer so
spricht, schreckt viele Interessenten ab, die eigentlich
eingesehen haben, dass es zur Klimarettung und zur
Luftverbesserung in den Großstädten keine echte Alternative
zur Elektromobilität gibt.
In modernen reinen E-Autos mit integrierter Navigation wird
ständig angezeigt, wie weit man mit der gegenwärtigen
Akkuladung fahren kann, und wie viele Kilometer es bei zuvor
eingegebenem Ziel bis zur nächsten Stromaufladestation sind.
Natürlich sind solche Fahrzeuge derzeit leider teurer als
einfache Benzinautos, solange die gebauten Stückzahlen nicht
sehr steigen. Aber nicht einmal solche Kunden, die es sich
leisten könnten und nicht unbedingt darauf angewiesen sind,
innerhalb einer möglichst kurzen Zeit von A nach B zu
kommen, überwinden ihre - eigentlich realistisch
unbegründete -- Furcht nicht, mit leerem Akku stehen zu
bleiben, und entschließen sich dann doch wieder zum Kauf
eines Benziners. Schade. Inzwischen bringen und bewerben
auch einige deutsche Hersteller den Plug-in-Hybrid. Deren
Stromreichweite ist zwar noch erheblich geringer als bei
reinen E-Fahrzeugen. Man hat aber zusätzlich einen
Benzinmotor, den man auf der Autobahn oder bei
Überlandfahrten einschaltet, während man mit dem in der
Garage aufgeladenen Strom nur in die Stadt fährt und dort
zur Luftverbesserung beiträgt.
Eine Übergangstechnologie. Hätten alle Autofahrer ein
solches Fahrzeug, gäbe es das Problem der etwaigen
Fahrverbote in den Großstädten nicht. In Wuppertal, wo die
Grenzwerte der Luftverschmutzung nur um etwa zehn Prozent
überschritten werden, gäbe es ein drohendes Fahrverbot nicht
einmal dann, wenn nur alle diejenigen, die es sich leisten
können, sich den teureren Plug-in-Hybrid anschaffen würden.
Solange aber auch prominente Wirtschaftsführer über die
E-Mobilität derart unken wie es jetzt Hans Peter Stihl tat,
anstatt deren Chancen hervorzuheben, können wir Deutschen
nicht Vorreiter der Klimarettung und der Luftverbesserung in
den Großstädten werden. |
Text Ralph Hagemeyer
Foto: Westdeutsche Zeitung
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